17/11/2020

Land und Leute

 Wie das Land, so die Leute !

So unterschiedlich wie die Landschaften Algeriens, sind auch die Bewohner dieses riesigen Landes und sie haben viele Eigenheiten bewahren können. Dies kann man bei den traditionellen Festen gut beobachten ob Fantasia im Westen oder Ilugan in der Sahara.

Land

Algerien hat eine Bevölkerung von mehr als 40 Millionen (2020) Einwohnern. Sie bewohnen eine Fläche von rund 2,38 Quadratkilometern, dies ist etwa die Fläche von ganz Westeuropa. Nur 15 % der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, 85 % sind wüstenhaft oder Vollwüste. Die meisten Bewohner leben im Norden in Algier und den Städten an der  Mittelmeerküste.

Der größte Fluss ist der Oued Chelif (frz.) etwa 700 km, entspringt im Sahara- Atlas und mündet in das Mittelmeer bei Mostaganem.

Der höchste Berg ist der Tahat mit 2918 Metern Höhe im Ahaggar in der Sahara.

Algerien ist nach wie vor hauptsächlich ein Agrarland. Aber nur etwa ein Fünftel der Landfläche ist landwirtschaftlich nutzbar, meist als Weideland, nur drei Prozent sind als Ackerland zu verwenden, und zwei Prozent sind, teilweise aus dürftigem Gebüsch bestehender Wald.

 

Leute

Die ursprünglichen Bewohner Algeriens, sowie des ganzen Maghreb sind Berber. Sie selbst nennen sich Imazighen, was so viel wie freie Menschen und auch die, die schon immer hier wohnen, bedeutet.

Zahlreiche Völker ließen sich an der Mittelmeerküste nieder: Phönizier, Römer, Vandalen, Byzantiner. Erst mit der Ausbreitung des Islam im 7. Jahrhundert kamen die arabischen Eroberer in die Länder des Maghreb. Danach kamen die Osmanen und die Franzosen als fremde Eroberer nach Algerien. Sie alle hinterließen ihre kulturellen Spuren.

Die Bevölkerung Algeriens hat sich im Laufe des langjährigen Zusammenlebens auf nordafrikanischem Boden stark vermischt, doch haben sich eine Reihe von Berbergruppen, wie zum Beispiel die Kabylen im Nordosten des Landes erhalten. Ein Teil der berberischen Bevölkerung zog sich in die Berge zurück und bewahrte sich die eigenen berberischen Dialekte und die alten Überlieferungen, besonders die Kabylen und die Chaouia des Aurès - Gebirges. Weitere Berberfamilien siedeln an der „Türkisküste“ zwischen Cherchell und Ténès, einige verstreut an der marokkanischen Grenze, dann um Blida (südwestlich von Algier) und in der Ouarsenis (nördlich von Tiaret).

Zu den Kabylen werden etwa eine Million Menschen gerechnet. Traditionell leben sie in den Bergen Ostalgeriens von der Landwirtschaft, vor allem vom Ackerbau sowie Obst- und Olivenanbau.

In die Wüste zurückgedrängte Berber sind auch die Mozabiten und die Tuareg, die in der Sahara Algeriens leben, wie auch in Niger, Mali, Südlibyen und im nördlichen Burkina Faso.


Cha’amba leben vor allem in den Oasen der nördlichen Sahara und sind arabische Nomaden. Die Cha’amba sind vermutlich erst im 11. Jahrhundert nach Nordafrika eingewandert, zusammen mit der zweiten arabischen Eroberungswelle. Die wirtschaftliche Grundlage bildete vor allem die Kamelzucht, daneben spielten der Karawanenhandel und der Dattelanbau in den Oasen eine wichtige Rolle. 

Im unwegsamen Tal des M'Zab , rund 600 Kilometer südlich von Algier, haben sich im frühen 11. Jahrhundert die Ibaditen niedergelassen, die im Lauf der Zeit den Namen Mozabiten annahmen, nach dem Flusslauf. Hier gruben Sie tiefe Brunnen um ihre Oasen anzulegen. Sie bauten fünf Städte, die als Pentapolis von Ghardaia bekannt ist und eine ihnen eigene Architektur aufweist. In dieser einsamen Region konnten sie ihre Traditionen und Gebräuche lange bewahren. Auch heute ist die Pentapolis ein attraktives Reiseziel.

Die Sahara ist die Heimat der Tuareg. Sie konnten sich bis zum Einfall der Franzosen ihre Unabhängigkeit bewahren und waren die Herren der Sahara. Ihre Traditionen und Gebräuche pflegen sie bis heute, wie die Besucher bei Expeditionen und Kameltrekking kennen lernen dürfen. Sie sind Kamelzüchter und Karawanenhändler, manche auch Oasenbauern. Die Tuareg sind Berber, sie sprechen ihre eigene Sprache, das Tamahaq und schreiben in Tifinagh. Heute sind Tamanrasset und Djanet die Zentren der Tuareg in Algerien. Zu früheren Zeiten reichte ihr Siedlungs- und Weidegebiet, sowie die Handelskarawanen-Routen von Ghadames im heutigen Libyen, nach Timbuktu in Mali bis nach Kano in Nordnigeria und Zinder und Agadez in Niger.

UNESCO-Welterbestätten in Algerien

UNESCO - Welterbe

1972 wurde die Welterbe-Konvention verabschiedet. Zum Schutz des immateriellen Erbes widmet sich die UNESCO der Inventarisierung, Sammlung und Erhaltung kulturellerTraditionen, handwerklicher und künstlerischer Fertigkeiten, mündlicher Überlieferungen und vom Aussterben bedrohter Sprachen.

Seit 1980 gehören 7 Stätten in Algerien zum Weltkultur (K) - und Weltnaturerbe (N):

 

M’Sila:  Bergfestung Kala‘a Beni Hammad (K/1980)

 Im Hodna-Gebirge, etwa 35 Kilometer nordöstlich von M'Sila liegt auf einer Felsspitze die Bergfestung Kala‘a des Beni Hammad aus dem 11. Jahrhundert. Der Gründer war Hammad ibn Bologhine ibn Ziri, ein Berber, der sich von der Vorherrschaft der Fatimiden lossagte und eine eigene Dynastie, die der Ziriden bzw. Hammaditen gründete. Bereits einige Jahre nach der Gründung 1007 wurde die Kala‘a in etwa 1000 Metern Höhe zum Zentrum des Karawanenhandels. Die Festungsstadt in der landschaftlich reizvollen Umgebung des Djebel Maadid war mit einem Mauerwall von etwa 7 Kilometern Länge umgeben und wurde durch den regen Warenaustausch wohlhabend, was Ausdruck in den prächtigen Verzierungen der Moscheen und Paläste der Emire fand. Die große Moschee mit dem viereckigen Minarett war einmal das zweitgrößte Bauwerk (nach der Mansoura-Moschee in Tlemcen) seiner Art in Algerien. Das ursprüngliche 25 Meter hohe Minarett, dessen Ruinen heute noch zu sehen sind, war architektonisch das direkte Vorbild für die Minarette in Marrakech (Koutoubiya), in Rabat (Hassanturm) und Sevilla (Giralda). Schon 1090 verließen die Ziriden ihre Kalaa (Festung) aus Furcht vor den heranrückenden, arabischen Beni Hilal, die folgenden Almohaden plünderten die Kala‘a und steckten sie in Brand.


Djanet: Felsmalereien des Tassili n’Ajjer (K/N/1982)

Im Südosten des Landes liegt die Perle der Oasen, wie Djanet auch wegen ihrer Lage und den Palmengärten genannt wird. Hier ist der Ausgangspunkt für die Besuche der berühmten Felsmalereien und Felsgravuren in diesem 80.000 Quadratkilometer großen Gebiet des Tassili n'Ajjer, dem Hochplateau der Flüsse, wie die Tuareg sagen. In Höhlen und Überhängen (Abris) wurden in verschiedenen Epochen vor etwa 10.000 Jahren bis um 100 n.Chr. Jagdszenen, Tierherden und Menschen gemalt. Auf Felsplatten und an Felswänden gravierten die Künstler Rinder, Giraffen, Elefanten und weitere Savannentiere.

Ghardaia: Das Tal des M'zab (K/1982)

Ghardaia ist eine Pentapolis aus den fünf Städten El Atteuf, Beni Isguen, Melika, Bou Noura und Ghardaia selbst. Das Tal des Flusses M'Zab gab auch den Bewohnern ihren Namen (Mozabiten), die sich in dieser kargen Gegend ab 1011 niederließen, um Brunnen zu graben, ihre Städte anzulegen und um sich ihrer strengen Auslegung der Religion hinzugeben, nachdem sie jahrelang verfolgt wurden. Ihre eigenartige Architektur mit dem hochaufragenden Minarett auf dem höchsten Punkt der Stadt, ihre schmalen, verwinkelten Gassen und den großartig angelegten Oasengärten machten die Mozabitenstädte bekannt. Die Altstädte sind mit Stadtmauern umgeben.


Djemila: Römische Ruinen (K/1982)

 Nicht nur wegen der Ruinen, vor allem wegen der zahlreichen wundervollen Mosaike ist Djemila, die Schöne, bekannt. Ganze Wände des Museums schmücken die vielfarbigen Mosaike mit verschiedensten Motiven aus dem 2. Jahrhundert n.Chr., darunter Bacchus mit Weinranken, die Toilette der Venus und den Raub der Europa. Zwischen grünen Taleinschnitten vor dem Bergpanorama der Kleinen Kabylei liegt Djemila an der Kreuzung mehrerer Handelswege Numidiens und wurde um 96 n. Chr. als römischer Wachtposten und Wohnort für Soldaten angelegt.

 

 Tipasa: Ruinenstadt (K/1982)

An der Mittelmeerküste 70 Kilometer westlich von Algier liegt der alte Phönizierhafen Tipasa in einer kleinen, natürlichen Bucht. Später nutzten die Römer die Stadt und durch Ausgrabungen wurden Hafenanlagen, Amphitheater, Theater, Tempel, Basilika, Thermen und Wohnbereiche mit feinen Mosaikböden freigelegt.

Im nahegelegenen Museum werden Tonwaren, Statuen und Mosaike ausgestellt.

 

 

Timgad: Römische Ruinen (K/1982)

Etwa 30 Kilometer östlich von Batna im Aurès-Gebirge ist Timgad ein attraktives Ausflugsziel. Diese alte Ruinenstadt war eine Hochburg der Donatisten, einer strengen christlichen Sekte, die sich hier ab dem 4. Jahrhundert entwickelte und in Nordafrika stark ausbreitete. Der Triumphbogen (Trajans-Bogen) mit einem mittleren Durchlass von gut sechs Metern, einige Säulen des Kapitols und die Tribünen des Theaters sind weithin sichtbar.

Ein großzügig angelegtes Museum am Eingang der Stätte beherbergt zahlreiche, großflächige Mosaike und Fundstücke.

 

Algier: Kasbah (Altstadt) (K/1992)

Oberhalb des Hafens im Zentrum der Hauptstadt Algier erhebt sich die Kasbah. Sie ist eine einzigartige Art von Medina und befindet sich an einer der schönsten Küstenorte des Mittelmeers mit Blick auf die Inseln, auf denen im 4. Jahrhundert v. Chr. ein karthagischer Handelsposten errichtet wurde. Es gibt die Überreste der Zitadelle, alte Moscheen und Paläste im osmanischen Stil zu besichtigen sowie die Überreste einer traditionellen Stadtstruktur, die mit einem tief verwurzelten Gemeinschaftsgefühl verbunden ist.

 

Land und Leute

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